Bücher/Buchbeiträge

Lea Susemichel und Jens Kastner (Hg.): Unbedingte Solidarität 

Unbedingte Solidarität ist die Herausforderung der Stunde. Von allen Seiten wird eine Erosion von Solidargemeinschaften beklagt, die sich nicht zuletzt in einer zunehmenden Fragmentierung linker sozialer Bewegungen zeigt. Die meist erbittert geführten Debatten um Identitätspolitiken zeugen davon.

Dieses Buch plädiert dafür, Solidarität nicht nur als bloße Parteinahme für die Gleichen und Ähnlichen zu fassen. Entscheidend ist vielmehr die Frage, wie Solidarität auch mit denjenigen möglich ist, mit denen wir nicht gemeinsame Erfahrungen, das Geschlecht und die Herkunft teilen.

Unbedingt ist diese Solidarität, weil sie weder die geteilte Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu ihrer Bedingung macht, noch ein bloßes Tauschgeschäft mit Kosten-Nutzen-Abwägung ist. Darüber hinaus ist Solidarität auch im Sinne einer Dringlichkeit unbedingt: Wir brauchen mehr solidarische Beziehungen im Kampf für eine gerechte Gesellschaft!

Der Sammelband bietet vielfältige Einblicke in die theoretischen Debatten, diskutiert Beispiele praktizierter Solidarität und ist darüber hinaus ein eindringliches Plädoyer für eine solidarische Gesellschaft, für eine radikale Solidarität unter Ungleichen, für eine unbedingte Solidarität.

»Jeder einzelne Beitrag kontextualisiert und bietet wichtige Anregungen für eine politische Praxis, die Schwierigkeiten und Widersprüche erfasst, um sie zu überwinden.« – Heide Hammer, Volksstimme

Lea Susemichel und Jens Kastner: Identitätspolitiken
Konzepte und Kritiken in Geschichte und Gegenwart der Linken

 

3. Auflage
Identitätspolitik bedeutet, sich über die eigene Identität als beispielsweise Afroamerikanerin, Jude, Frau, Lesbe oder Arbeiter zu definieren – und bestenfalls auch zu organisieren und für die eigenen Rechte einzutreten. Doch obwohl diese Form der Identitätspolitik die Basis zahlloser sozialer Bewegungen bildete, wurde sie spätestens durch die Queer und Postcolonial Theory radikal infrage gestellt und als vereinheitlichend und ausschließend abgelehnt. Doch die Bezugnahme auf identitäre Kategorien wird nicht nur theoretisch heftig herausgefordert, sondern inzwischen auch innerhalb der Linken als geradezu konterrevolutionär scharf kritisiert: Identitätspolitik schade dem Klassenkampf, so die Argumentation. Denn die Kämpfe um Anerkennung kultureller Differenzen würden vom zentralen und universell zu führenden Kampf gegen soziale Ungleichheit nur ablenken.

Doch bereits in der frühen Arbeiter*innenbewegung wurde um die Identifizierung der Arbeiter*innen gerungen. Und im Feminismus und in den Black-Liberation-Bewegungen seit den 1960er Jahren spielt die Kategorie sogar eine noch größere Rolle. Dabei wurden auch die vielen Fallstricke einer positiven Bezugnahme auf kollektive Identität – die Ausschlüsse und Vereinheitlichungen – bewegungsintern kritisiert und diskutiert.

Von den theoriegeschichtlichen Wurzeln des Begriffs ›Identität‹ bis zu den identitätspolitischen Debatten in der Linken nach der Wahl Trumps zum US-Präsidenten bietet das Buch einen undogmatischen Überblick über Diskurse und Geschichte linker Identitätspolitiken.

»… wohltuende Unaufgeregtheit, sachlich argumentierte Positioniertheit und einen routinierten Blick für Verkomplizierungen …« – Paula Pfoser, Augustin

 

Feministische Medien: Öffentlichkeiten jenseits des Malestream

Feministische Medien haben die Welt verändert. Ihnen ist es zu verdanken, dass Geschlechtergerechtigkeit und Frauenquoten inzwischen auch im Mainstream Thema geworden sind. Wenn auch nach wie vor die Frage bleibt, auf welche Weise …

Ob sie EMMA oder FRAZ heißen, AVIVA, L-Mag, Fiber, Sic!, oder so augenzwinkernde Titel tragen wie Schlangenbrut und Krampfader: Medien waren und sind ein zentrales Element feministischer Bewegungen. Der vorliegende Band wirft einen Blick auf Geschichte und Gegenwart der feministischen Medienvielfalt im deutschsprachigen Raum: Vom Flugblatt zum Fanzine, von der Lesbenpresse bis zu Frauensendern. Auch Medienformate wie Radio, Onlinemagazine und TV-Magazine wie die seit zwei Jahren ausgestrahlte Fernsehsendung ‚an.schläge tv‘ finden Berücksichtigung. Die Fragestellungen oszillieren zwischen Popkultur und Politik, Do It Yourself und Selbstausbeutung, Frauen- und Lesbenbewegung, Bildungspolitik und Medienkritik.

Die Herausgeberinnen sind vom Fach: Macherinnen der an.schläge, Österreichs einzigem feministischen Monatsmagazin, welches im Jahre 2008 sein 25jähriges Jubiläum feiert. Das aus diesem Anlass entstandene Buch ist jedoch keine Festschrift: Es erhebt erstmals den Status Quo der mittlerweile höchst differenzierten medialen Landschaft und diskutiert dabei Ansätze, Probleme und Paradigmenwechsel feministischer Medienproduktion. Damit wendet es sich nicht nur an MedienmacherInnen und MedienwissenschaftlerInnen, sondern an alle theoretisch wie praktisch-politisch an (alternativer) Öffentlichkeit Interessierten.

Aufsätze & Buchbeiträge

Dicke Körper, nackte Zahlen
In: Diagonale Edition Österreich – Eine Satire, Czernin Verlag

Gespräch mit Lea Susemichel und Helgard Haug, moderiert von Sara Leitner: Diversität, Identitätskonstruktion und Ausschlussmechanismen. Die Salzburger Festspiele als Ritual der „Kulturnation Österreich“?

In: Pia Janke (Hg.) unter Mitarbeit von Sara Leitner: JederMann – KeineFrau? Die Salzburger Festspiele in Diskussion, Praesens Verlag 2024

„Das Zeug einfach machen“ Das ästhetische Urteil lässt sich vom moralischen nicht trennen: Zur Debatte um „Cancel Culture“ und Werkautonomie, In: Heinz, Andrea (Hg.): Geschlecht und Gewalt. Praesens Verlag 2023

Die Dramaturgie der Männergewalt. Gespräch mit Judith Goetz, Sarah Held, Steffen Jäger, Lea Susemichel, moderiert von Andrea Heinz.
In: Heinz, Andrea (Hg.): Geschlecht und Gewalt. Praesens Verlag 2023

Mehr mütterlich als männermordend. Zur Selbstverteidigung im J. Lo-Film ENOUGH
In: Drehli Robnik und Joachim Schätz (Hg.): Gewohnte Gewalt. Häusliche Brutalität und heimliche Bedrohung im Spannungskino Sonderzahl Verlag, 2022

Unbedingte Solidarität (gemeinsam mit Jens Kastner)
In: Evelyn Regner, Mario Lindner (Hg.): Radikale Solidarität. Warum Vielfalt immer eine soziale Frage ist, ÖGB-Verlag 2022

Identitätspolitik & Emanzipation
In: Jens Kersten / Stephan Rixen / Berthold Vogel (Hg.): Ambivalenzen der Gleichheit. Zwischen Diversität, sozialer Ungleichheit und Repräsentation
Ein Plädoyer gegen die politische Versuchung, Ungleichheiten gegeneinander auszuspielen. Bielefeld 2021 (Transcript Verlag)

Emanzipatorische Identitätspolitik
In: Marvin Chlada, Peter Höhmann, Wolfgang Kastrup, Helmut Kellershohn (Hg.). Entfremdung – Identität – Utopie. Münster 2020 (Unrast Verlag), S. 74-91.

Wir Cyborg-Kinder. Über vermeintliche Normalität und Crip.
Ein Gespräch zwischen Eva Egermann und Lea Susemichel.
In: Tonia Andresen, Marlene Mannsfeld (Hg.): Inter_Sections. mapping queer*feminist art practices. Hamburg 2019 (Marta Press), S. 86-99.

Ideologiekritik/ -theorie & Feminismus.
In: Eva Birkenstock, Max Jorge Hinderer Cruz, Jens Kastner, Ruth Sonderegger (Hg.): Kunst und Ideologiekritik nach 1989. Bregenz 2014 (Kunsthaus Bregenz), S. 205-207.

Wir haben unsere Frauen schon überall! Sechs feministische Medienmacherinnen im Gespräch.
In: MA 57 – Frauenabteilung der Stadt Wien (Hg.): und weiter. Feministische Perspektiven für Wien. Wien 2011 (MA57), S. 199-208. [gemeinsam mit Beate Hausbichler]

Feministisches Fernsehen. an.schläge TV.
In: Lea Susemichel, Saskya Rudigier, Gaby Horak (Hg.). Feministische Medien. Öffentlichkeiten jenseits des Malestreams. Königstein/ Taunus 2008 (Ulrike Helmer Verlag), S. 103-114.

Feministische Bildpolitiken. Die Bildergeschichte der an.schläge.
In: Lea Susemichel, Saskya Rudigier, Gaby Horak (Hg.). Feministische Medien. Öffentlichkeiten jenseits des Malestreams. Königstein/ Taunus 2008 (Ulrike Helmer Verlag), S. 170-179.